Dr. Hendrik Hegemann
Im Umgang mit der gegenwärtigen Corona-Pandemie stellen Politiker*innen in verschiedenen Ländern immer wieder fest, dass man sich im „Krieg“ gegen das Virus befinde. Der Griff zur Kriegsmetapher ist jedoch nicht neu. Besonders bekannt und auch fast zwei Jahrzehnte nach „9/11“ nach wie vor verbreitet ist diese Rhetorik beim Kampf gegen den Terrorismus. In einem Sonderheft zum Thema „Krieg und Frieden“ der Zeitschrift Neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte argumentiert Hendrik Hegemann, dass die Vorstellung eines Krieges dem komplexen Problem terroristischer Gewalt nicht gerecht wird und gleichzeitig selbst problematische Nebenwirkungen produziert. Er plädiert stattdessen dafür, Terrorismus als ein ernstes, aber für die meisten Gesellschaften nicht existenzielles politisches Problem zu betrachten. Auch wenn es kein sicheres Pauschalrezept gibt, kann demokratische Politik dieses Problem auf der Basis historischer Erfahrungen und mit Hilfe einer Vielzahl zur Verfügung stehender Instrumente langfristig bearbeiten. Vielleicht helfen diese Erkenntnisse – trotz aller Unterschiede – dann auch bei der aktuellen Auseinandersetzung mit dem Coronavirus.
Hendrik Hegemann. 2020. Terrorismus: Ein politisches Problem, kein Krieg. Neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte 2020(5): 34-37. (Link: www.frankfurter-hefte.de/artikel/terrorismus-ein-politisches-problem-kein-krieg-2957/)