Künstliche Intelligenz und Nuklearwaffen

IFSH-Diskussionsveranstaltung am Rande der NPT PrepCom in Genf

Entscheiden bald Algorithmen über den Einsatz von Nuklearwaffen? Die jüngsten technologischen Fortschritte im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) haben zu den Bedenken geführt, dass KI-Systeme in bestimmte nukleare Operationen integriert werden könnten. Insbesondere der potenzielle Einsatz von KI in der nuklearen Führung, Kontrolle und Kommunikation (auch als NC³ bezeichnet, was für „nuclear command, control, and communications“ steht), aber auch für die Fernaufklärung, wird zunehmend diskutiert. Einige argumentieren, dass KI die schnelle Entscheidungsfindung in einer Krise unterstützen und den Entscheidungsträgern ein klareres Bild vermitteln könne. Andere zeigen wiederum auf, dass KI zu übereilten Entscheidungen auf der Grundlage nicht überprüfbarer Daten führen könne. 

Vom 22. Juli bis 2. August findet bei den Vereinten Nationen in Genf die Zweite Sitzung des Vorbereitungsausschusses für die Überprüfungskonferenz des Atomwaffensperrvertrags 2026 (NPT PrepCom) statt. Das IFSH nahm die jüngsten KI-Entwicklungen zum Anlass, um mit einer Diskussionsveranstaltung zum Thema „AI and Nuclear Decision-Making“ am ersten Tag der Konferenz zu dessen Rahmenprogramm beizutragen. Nach Grußworten durch Susanne Riegraf, der Stellvertretenden Beauftragten der Bundesregierung für Fragen der Abrüstung und Rüstungskontrolle (Auswärtiges Amt), folgten drei Kurzvorträge, die das Themenfeld umfassend beleuchteten.

Alice Saltini, Policy Fellow beim European Leadership Network (ELN), führte zunächst aus, was über Anwendungen von KI in der NC³ bisher bekannt sei und welche Pläne die Nuklearwaffenstaaten hierzu offenbar haben. Wilfred Wan, Programmdirektor zu Massenvernichtungswaffen beim Stockholm International Peace Research Institute (SIPRI), ergänzte dies durch seine Einschätzung der sicherheitspolitischen Implikationen. Die Ausführungen von Jana Baldus, Wissenschaftlerin am Peace Research Institute Frankfurt (PRIF) rundeten die Debatte thematisch ab. Sie ging auf Möglichkeiten der Rüstungskontrolle in verschiedenen Foren ein, welche die besonderen Risiken von KI in NC³ einhegen könnten. 

Lydia Wachs, Doktorandin an der Universität Stockholm, moderierte die anschließende Diskussion mit dem Publikum. Anja Dahlmann und Theres Klose vom Berliner Büro des IFSH organisierten die Veranstaltung, an der rund 80 Personen teilnahmen.