Der am 18. März 1922 in Treffurt, Preußen, geborene ehemalige IFSH-Direktor Egon Bahr war weder ein idealistischer Europäer noch ein deutscher Nationalist; weder ein Antiamerikaner noch ein Russlandfreund. Er war vielmehr Deutscher, Europäer und in einem gewissen Sinne auch „Gaullist“. Welche deutschland-, europa- und sicherheitspolitischen Lehren kann man aus dem Denken Egon Bahrs für die Gestaltung der Zukunft Europas ziehen? Wenn von den wenigen großen Ideen de Gaulles die Rede ist, so entsprechen diesen die roten Fäden, denen das Denken Egon Bahrs folgte. Sie können und sollten als Richtschnur dienen für die künftige politische Gestaltung des Kontinents in einer Zeit zunehmender Spannungen und komplexerer Herausforderungen.
Hans-Georg Ehrhart, La pensée europeénne d’Egon Bahr : pour un Allemagne « gaulliste » dans une Europe des patries. À l’occasion de son 100e anniversaire. In: Allemagne d’aujourd’hui, No. 239, janvier-mars 2022, S. 39-47.