Warum sich die NATO auf ihre Kernaufgaben konzentrieren sollte - Interview im NDR-Hörfunk

Dr. Hans-Georg Ehrhart

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Ihr ursprünglicher Auftrag geht aus ihrem Namen hervor: North Atlantic Treaty Organization. Die NATO wurde vor 70 Jahren gegründet, um den Nordatlantikraum zu verteidigen. Seit mehreren Jahrzehnten verknüpft das Bündnis Europas und Nordamerikas Sicherheit. In den vergangenen Jahrzehnten war es der NATO stets gelungen, sich neuen geopolitischen Situationen anzupassen.

China als neue Bedrohung?

Die NATO galt und gilt als das bedeutendste sicherheitspolitische Bündnis der Welt - doch es zeigen sich zunehmend Risse in der Allianz. Durch den wirtschaftlichen und militärischen Aufstieg Chinas richteten die USA bereits unter der Obama-Präsidentschaft ihren sicherheitspolitischen Fokus zunehmend auf den asiatisch-pazifischen Raum. Insbesondere aber der jetzige US-Präsident Trump verunsichert die europäischen Verbündeten mit seinem ambivalenten Verhalten: Mal erklärt er die NATO für osbsolet und stellt ihr Herzstück in Frage, die Beistandspflicht nach Artikel 5. Dann wiederum appeliert er an die europäischen Staaten, insbesondere an Deutschland, mehr für die Verteidigungsfähigkeit des Bündnisses zu tun.

Ist die NATO noch eine Wertegemeinschaft?

Zudem sorgt das NATO-Mitglied Türkei mit seiner völkerrechtswidrigen Intervention in Syrien für Unmut.
Weil zwischen den USA und den NATO-Verbündeten keine Koordination bei strategischen Entscheidungen mehr möglich sei, fällte der französische Staatspräsident Macron vor kurzem ein vernichtendes Urteil: Er erklärte die NATO für so wörtlich "hirntot".

Im Gespräch mit der Sendereihe "Streitkräfte und Strategien" auf NDR Info erläutert Dr. Hans-Georg Ehrhart zentrale Fragen zur Zukunft der NATO:  Ist das Verteidigungsbündnis richtig aufgestellt? Wäre es ohne ihre Führungsmacht USA überlebensfähig? Sollte es seinen Aktionsradius tatsächlich auf den asiatisch-pazifischen Raum ausdehnen, wie es Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer fordert, die deutsche Marine also im Pazifik kreuzen? Friedensforscher Ehrhart plädiert dafür, dass sich die NATO auf ihren Gründungsauftrag besinnt und sich weiter auf Europa konzentrieren sollte.
Einen Rückzug der USA aus dem Bündnis hält Hans-Georg Ehrhart für unwahrscheinlich. Europa sei für die USA von zu großer geostrategischer Bedeutung, so der Friedensforscher.

Das ausführliche Interview auf NDR Info können Sie hier nachhören.
https://www.ndr.de/nachrichten/info/sendungen/streitkraefte_und_strategien/Suedostasien-NATO-Aktionsfeld-der-Zukunft,streitkraefte576.html

Die aktuelle Ausgabe der Sendereihe "Streitrkräfte und Strategien" gibt es als Podcast in der Mediathek des NDR, dort stellt der NDR auch das Manuskript der Sendung zur Verfügung.