IFSH-Pressemitteilung.
Am Freitag wird das Nobelpreiskomitee bekannt geben, wem sie den diesjährigen Friedensnobelpreis verleihen werden. Prof. Dr. Michael Brzoska, ehemaliger Direktor des Instituts für Friedensforschung und Sicherheitspolitik (IFSH), mit einer Einschätzung, wer 2024 preiswürdig wäre:
Der Friedensnobelpreis 2024 wird unter dem Schatten zunehmenden Kriegsgeschehens verliehen, unter anderem in der Ukraine, im Sudan, im Nahen Osten. Das Nobelpreiskomitee könnte versuchen, vor allem für die Situation im Nahen Osten ein Signal zu senden. Dafür böte sich die Verleihung an eine Organisation oder eine Person an, die sich trotz der aktuellen Entwicklungen um Verständigung zwischen Israelis und Palästinensern bemüht. Eine solche zivilgesellschaftliche Organisation ist zum Beispiel das „The Parents Circle – Families Forum“. Als Person könnte der Israeli David Shulman als preiswürdig angesehen werden, der sich seit Jahren für Palästinenserinnen und Palästinenser im Westjordanland einsetzt.
Ein anderer Ansatz zur Eindämmung von Kriegen und damit eines Beitrages zum Frieden ist die Verfolgung und Bestrafung von Kriegsverbrechern. Vor dem Internationalen Strafgerichtshof(IStGH) in Den Haag ist Anklage gegen Wladimir Putin als Hauptverantwortlichen für den russischen Angriffskrieg in der Ukraine erhoben worden. Auch gegen die Anführer der Hamas und Premier Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Joaw Gallant ist die Erhebung der Anklage vom Chefankläger Karim Khan beantragt worden. Der IStGH ist damit zu einem führenden Kandidaten für den Preis geworden.
Statt des IStGH könnte das Nobelkomitee aber auch den Internationalen Gerichtshof (IGH), ebenfalls in Den Haag, auszeichnen. Der IGH hat in diesem Jahr vor allem mit seinem Gutachten zur israelischen Besatzung Palästinas und Urteilen zur Frage eines israelischen Völkermordes im Gaza-Streifen Aufsehen erregt.
Über die aktuellen Konflikte hinaus ist seit einiger Zeit die internationale Zusammenarbeit insgesamt in der Krise. Umso lobenswerter ist es, dass es dem Generalsekretär der Vereinten Nationen (VN), António Guterres, gelungen ist, eine gemeinsame Erklärung aller Staaten im Vorfeld des Gipfeltreffens „Summit of the Future“ im September 2024 auszuhandeln. Zusammen mit seinen anderen Bemühungen um Frieden in zahlreichen Konflikten könnte das für das Nobelkomitee den Ausschlag geben, Guterres den Preis zu verleihen.
Friedensnobelpreis-Favoritenliste Prof. Dr. Michael Brzoska 2024:
1. The Parents Circle – Families Forum
2. David Shulman
3. Internationaler Strafgerichtshof in Den Haag
4. Internationaler Gerichtshof in Den Haag
5. António Guterres
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