Der Iran hat sich in der vergangenen Woche im Rahmen des Gaza-Krieges erstmals direkt militärisch eingemischt und Ziele im Irak, Syrien und Pakistan bombardiert. Er rechtfertigt seine Militärschläge mit der Begründung, dass die sogenannte „Achse des Widerstands“ angegriffen worden sei. Im Interview mit dem Nachrichtenportal web.de erläutert IFSH-Forscher Dr. Tobias Fella die Hintergründe.
Bei dieser sogenannten „Achse des Widerstands“ handele es sich um Verbündete des Irans, die allesamt eine antiwestliche und antiisraelische Ideologie eine. Dazu zählten etwa die libanesische Hisbollah, schiitische Milizen im Irak und jemenitischen Huthi-Rebellen. Gemeinsam mit ihnen versuche Teheran, seine regionalen Ziele durchzusetzen, ohne eine direkte Konfrontation mit konventionell überlegenen Gegnern wie den Vereinigten Staaten und Israel heraufzubeschwören.
Die Mitglieder dieser „Achse des Widerstands“ würden vom Iran finanziell unterstützt und mit Waffen ausgerüstet. Für den Iran dienten sie dabei nicht nur zur Verwirklichung der eigenen Hegemonie im Mittleren und Nahen Osten, sondern auch als Instrument der Abschreckung und Kommunikation, so Friedensforscher Fella.
Nach Einschätzung des Wissenschaftlers habe der Iran jedoch kein Interesse an einer regionalen Eskalation, die zu einer symmetrischen militärischen Auseinandersetzung mit den USA oder Israel führten. Allerdings könne es dazu auch unbeabsichtigt kommen, etwa in Folge von Dynamiken, die sich nur schwer kontrollieren ließen.
Eindringlich appelliert der Friedensforscher daher, sich nicht auf die gegenseitige Wirkung der Abschreckung zu verlassen. Dies gelte umso mehr, weil ein weiterer Konflikt im Hintergrund schwele: das iranische Atomprogramm und eine mögliche nukleare Proliferation in der Region auch unter Inklusion von Saudi-Arabien. Umso nötiger sei es auch in dieser schwierigen Konstellation, über Optionen der Vertrauensbildung und Rüstungskontrolle nachzudenken, mahnte Fella.
Der Artikel „Krieg in Nahost: „Achse des Widerstands“: Was man über das militante Netzwerk wissen sollte“ ist am 20. Januar 2024 auf Web.de erschienen und hier abrufbar.