Dieser Research Report schließt eine Forschungslücke. Denn bisher gibt es keine Langzeitstudie, die die Aktivitäten von Islamist:innen in Deutschland umfassend aufarbeitet und damit eine Grundlage für die Gefährdungseinschätzung durch und den Einfluss von Islamist:innenen bereitstellt.
Um ein möglichst vollständiges Bild über den Islamismus in Deutschland zu erhalten, werden in dem Research Report sowohl Gewaltakte und ihre Vorbereitung als auch solche Aktivitäten erfasst, die nicht auf die Anwendung von Gewalt zielten, sondern der Erhöhung des politischen Einflusses islamistischer Strömungen dienen sollten. Aus dem Datenmaterial werden charakteristische Merkmale des Modus Operandi islamistischer Akteure in Deutschland herausgearbeitet und soweit möglich Trends nachgezeichnet.
In Deutschland sind zwischen 2001 und 2022 insgesamt 15 islamistisch motivierte Anschläge durchgeführt worden. Bei den Anschlägen wurden überwiegend leicht beschaffbare Anschlagsmittel genutzt, wie Messer oder Kraftfahrzeuge. Fünf weitere Anschläge wurden versucht, scheiterten jedoch aus technischen Gründen. Daneben konnte eine Reihe von Anschlägen verhindert werden, wobei Anschlagsvorbereitungen mit größerem Planungs- und Vorbereitungsaufwand eher aufgedeckt werden konnten. Insgesamt ergibt sich für Deutschland das Bild einer zwar oft hoch motivierten, operativ-technisch jedoch wenig versierten islamistischen Täterschaft.
Die politischen Aktivitäten von Islamist:innen sind bis heute vielfältig und lassen sich kaum auf einen Nenner bringen. Stets zielen die Aktivitäten darauf ab, mehr politischen Einfluss in Deutschland zu erlangen. In Deutschland sind vorrangig lose islamistische Netzwerke zu erkennen, die nicht mit hierarchisch, gut organisierten Gruppen zu vergleichen sind. Es bestehen viele persönliche Beziehungen von Islamist:innen untereinander und es gibt bei den Vernetzungen deutliche regionale Schwerpunkte.
Der Research Report entstand im Rahmen des vom BMBF geförderten Forschungsprojekts „Konfigurationen von gesellschaftlichen und politischen Praktiken im Umgang mit dem radikalen Islam“.