Der Krieg in der Ukraine und die Drohung des US-Präsidentschaftskandidaten Trump, wonach säumige NATO-Beitragszahler nicht mehr den Schutz des Bündnisses genießen sollten, lassen die Debatte über europäische Atombomben wieder aufleben.
Im Interview mit dem MDR-Hörfunk spricht Dr. Ulrich Kühn über die aktuelle Diskussion, in der angesichts der zunehmenden sicherheitspolitischen Risiken eigene europäische Atombomben als Option gehandelt werden. Kühn hält diese Option für nicht umsetzbar und verweist darauf, dass sich die EU-Staaten schon bei deutlich einfacheren verteidigungspolitischen Themen nicht einigen konnten. Daher sei es unwahrscheinlich, dass sie es bei so einem schwierigen Thema wie einer gemeinsamen Atombombe könnten.
Allerdings, so Ulrich Kühn, werde Deutschland, sofern sich die USA aus der NATO zurückzögen, darüber nachdenken müssen, wie man sich nuklear verteidigen könne. Die deutsche Bundesregierung halte seit 70 Jahren an der nuklearen Abschreckung fest und müsste dann eine Alternative ausloten. Hier wären etwa Gespräche mit den Atommächten Frankreich und Großbritannien sinnvoll. Klar sei, dass Deutschland und Europa darüber nachdenken müssten, wie man in Zukunft die Freiheit und Verteidigung Europas gestalten könnte.
Das Interview “Atombombe für Europa? Friedensforscher mit Zweifeln” wurde am 13.02.2024 auf MDR Aktuell gesendet.
Zum gleichen Thema hat Ulrich Kühn auch mit anderen ARD-Sendern gesprochen. Ein Auszug:
- 15.02.24 NDR Info: „Friedensforscher: Atomwaffen-Debatte läuft völlig ins Leere“
- 18.02.2024 Deutschlandfunk: “Atombewaffung: Politologe Kühn befürchtet eine ‘hysterische’ Nukleardebatte"