Für IFSH-Senior Fellow Dr. Hans-Georg Ehrhart ist die Zerstörung des Kakhovka-Staudamms eine weitere Eskalationsstufe im Ukrainekrieg. Es sei ein Dammbruch im doppelten Sinne, faktisch und metaphorisch, schreibt er in seinem aktuellen Gastbeitrag für die Wochenzeitschrift der Freitag. Große Flächen sowie dutzende Städte und Dörfer in der Provinz Cherson wurden überflutet, tausende Zivilisten mussten fliehen. Wie viele ertranken, ist zur Zeit noch unklar. Das wahre Ausmaß dieser menschengemachten Katastrophe ist noch nicht absehbar. Russland und die Ukraine schieben sich gegenseitig die Schuld für diesen verbrecherischen Akt zu. Zweifellos sei die Zerstörung des Damms ein klarer Verstoß gegen das Erste Zusatzprotokoll der Genfer Konvention, argumentiert Ehrhart. Artikel 56 verbietet explizit Angriffe auf Dämme, Deiche und Nuklearanlagen. Zu einer nuklearen Eskalation sei es zwar glücklicherweise im Ukrainekrieg noch nicht gekommen. Aber die mutwillige Zerstörung des Kakhovka-Staudamms markiere zweifellos eine qualitativ neue Stufe der Kriegsdynamik, die weitere Dammbrüche befürchten lasse, warnt der Friedensforscher.
Der Gastbeitrag „Dammbruch sondergleichen“ von Dr. Hans-Georg Ehrhart ist am 15.06.2023 in der Wochenzeitschrift der Freitag erschienen und hier abrufbar.