Die Enquetekommission „Krisenfeste Gesellschaft“ des Landtags von Baden-Württemberg hat IFSH-Wissenschaftlerin Dr. Janina Pawelz als Sachverständige zur öffentlichen Anhörung zum Thema „Gesellschaftliche Polarisierung und gesellschaftlicher Zusammenhalt“ am 21.Juli eingeladen. Sie hielt einen Vortrag zu aktuellen Dynamiken von Verschwörungstheorien, Delegitimierung, Misstrauensgemeinschaften und Feindbildkonstruktionen. Weitere Sachverständige aus wissenschaftlichen Institutionen an diesem Tag waren Prof. Andreas Zick (Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung, Universität Bielefeld), Dr. Alexander Yendell (Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt) und Dr. Kai Unzicker (Bertelsmann Stiftung). Im Anschluss an die Vorträge gab es eine einstündige Diskussionsrunde, in der alle Kommissionsmitglieder der vertretenen Fraktionen Nachfragen stellen konnten.
Der Landtag hatte die Kommission „Krisenfeste Gesellschaft“ im März 2022 eingesetzt und wird von Alexander Salomon (Grüne) geleitet. Die Enquetekommission soll Handlungsempfehlungen erarbeiten, die das Ziel haben, Staat und Gesellschaft für die Zukunft zu stärken und resilienter und krisenfester aufzustellen. Zu diesem Zweck werden Expertinnen und Experten von Universitäten, Kliniken, Forschungseinrichtungen, Unternehmen, Kommunen und Behörden angehört.
Der Vortrag von Janina Pawelz stellte aktuelle Dynamiken und Herausforderungen im Feld von Verschwörungstheorien in Deutschland in den Fokus. Sie bezog sich auf die zunehmende Vermischung von Szenen sowie eine zunehmende Melange an Narrativen, die sich auf rechtsextreme und verschwörungsideologische Annahmen und Grundmuster stützen. Um der Anziehungskraft von Verschwörungstheorien etwas entgegenzusetzen, müssen ihre innere Logik und gesellschaftlichen Funktionsweisen verstanden werden. So stellte der Vortrag von Dr. Janina Pawelz zentrale Funktionsweisen vor und illustrierte diese exemplarisch an historischen und aktuellen Verschwörungstheorien und ideologischen Versatzstücken aus unterschiedlichen Szenen. Im Kampf gegen Verschwörungstheorien wurden besondere Herausforderungen aufgezeigt. Es bedarf eines Verständnisses für die Rolle von Verschwörungstheorien als Bewältigungsstrategie in Krisenzeiten sowie eines gestärkten emotionalen und sozialen Selbstbewusstseins, um ihnen zu widerstehen. Zudem ist eine gemeinsame Kraftanstrengung verschiedener gesellschaftlicher Sektoren erforderlich, um Desinformationen und Misstrauensnarrativen entgegenzuwirken. Monitoring und proaktive Forschung sind entscheidend, um Dynamiken und Trends im Zusammenhang mit Verschwörungstheorien zu verstehen und demokratiefeindliche Entwicklungen zu identifizieren.
Weitere Informationen finden Sie auf der Seite des baden-württembergischen Landtags sowie auf der Seite des von Janina Pawelz geleiteten NEOVEX-Projekts.