Münchner Sicherheitskonferenz: Vorstellung eines wegweisenden Virtual-Reality-Projektes

Dr. Moritz Kütt

Sharon K. Weiner und Moritz Kütt stellten ihr Virtual Reality Projekt auf der Münchner Sicherheitskonferenz 2020 vor

(c) privat

Einmal in der Haut des US-Präsidenten stecken und das nur wenige Minuten vor einem Nuklearschlag: Das Virtual-Reality-Programm "Crisis Decision-Making: A Virtual Reality Experience" macht es möglich. Es wurde am vergangenen Wochenende erstmalig auf der Münchner Sicherheitskonferenz vorgestellt.

Worum geht es?

Teilnehmer*innen schlüpfen mithilfe einer Virtual Reality (VR)- Ausrüstung in die Rolle des US-Präsidenten und werden so zu Entscheider*innen in einer nuklearen Krisensituation. Nach Lageberichten interagieren sie mit Berater*innen und müssen unter enormem Zeitdruck entscheiden, in welcher Form sie auf die Krise antworten wollen. Das Projekt demonstriert auf anschauliche Weise die Problematik des sogenannten "Launch-on-Warning": Interkontinentalraketen erreichen die gegnerische Seite in rund 30 Minuten. Das Dilemma: Innerhalb dieser Zeit muss ein Gegenschlag gestartet werden oder die eigenen Raketen werden durch den Angriff zerstört. Daher gibt es vorgefertigte Entscheidungsabläufe, in denen über Leben und Tod von Millionen von Menschen entschieden wird. Die VR-Anwendung bietet eine aufschlussreiche, glaubwürdige Einsicht in den Entscheidungsprozess, wie er im Krisenfall unter derzeitiger US-Strategie und -Planung zu erwarten wäre.

Wer steckt hinter der Entwicklung des Programms?

Die VR-Anwendung wurde von Sharon K. Weiner (School of International Service, American University) und Moritz Kütt (IFSH) in Zusammenarbeit mit Bruce G. Blair (Program on Science and Global Security, Princeton University und Global Zero) erarbeitet. Die Entwicklung wurde primär durch die Nichtregierungsorganisation Global Zero gefördert. Weitere Unterstützung erfuhr das Projekt durch die Carnegie Corporation of New York, Program on Science and Global Security (Princeton University) und das IFSH.

Stimmen von der Münchner Sicherheitskonferenz

Während der Sicherheitskonferenz in München wurde die VR-Anwendung von vielen Konferenzteilnehmer*innen ausprobiert. Viele zeigten sich außerordentlich beeindruckt und twitterten ihre Eindrücke. Ein FAZ-Redakteur ließ sich während seines Entscheidungsprozesses filmen.

In Zukunft ist geplant, die VR-Anwendung auch für wissenschaftliche Forschungszwecke zu nutzen, bei denen das Verhalten in solchen Entscheidungen untersucht werden kann. Weitere Informationen über das VR-Programm "Crisis Decision-Making: A Virtual Reality Experience" gibt es auf www.thenuclearbiscuit.org .

Auch zahlreiche Medien griffen das Thema auf:

Ein Spiel, das niemand gewinnen kann – ZDF.de

Virtueller Atom-Angriff: „Herr Präsident, Sie haben 15 Minuten“ – FAZ-YouTube-Kanal

Darüber hinaus gaben IFSH-Wissenschaftler vor und während der Münchner Sicherheitskonferenz zahlreiche Interviews. Eine Auswahl:

Michael Brzoska im Deutschlandfunk

Hans-Georg Ehrhart im SWR

Ulrich Kühn auf ZDF.de