Der damalige deutsche Aussenminister Sigmar Gabriel empfing ihn ebenso wie der russische Außenminister Sergej Lawrow: Die Expertise und die Einschätzungen von IFSH-Abrüstungsexperte Prof. Dr. Götz Neuneck waren und sind in den höchsten Regierungsebenen gefragt – weltweit. 30 Jahre lang hat Neuneck als Wissenschaftler am IFSH gearbeitet, war stellvertretender Wissenschaftlicher Direktor und hat das IFSH international bekannt gemacht. Mitte Oktober ist Götz Neuneck in den Ruhestand verabschiedet worden. Ihm zu Ehren hatten das IFSH und die Vereinigung Deutscher Wissenschaftler ein Symposium zum Thema „Naturwissenschaften und Friedensforschung“ organisiert. Neben dem Institutskollegium waren auch viele Weggefährten und Freunde aus dem In- und Ausland angereist, um sich von Neuneck zu verabschieden.
Festveranstaltung des IFSH und der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler (VDW)
Referent, Leiter des Masterstudiengangs „Peace and Security Studies“, kommissarischer Leiter und stellvertretender Wissenschaftlicher Direktor des Instituts: Während seiner 30-jährigen Tätigkeit am Institut hatte Neuneck diverse Funktionen inne und befasste sich mit vielen zentralen Themen der Friedensforschung: Sie reichen von der präventiven Rüstungskontrolle, über die Weltraumbewaffnung bis hin zur nuklearen Abrüstung und der Raketenabwehr. IFSH-Direktorin Prof. Dr. Ursula Schröder betonte, von großer Bedeutung sei Neunecks Wirken zur Verstetigung und zum Ausbau der naturwissenschaftlichen Friedensforschung. Die Notwendigkeit dieser naturwissenschaftlichen Arbeiten in der Friedens- und Konfliktforschung seien in jüngster Zeit im Gutachten des Wissenschaftsrats und von prominenter politischer Seite hervorgehoben worden. Manche Themen der naturwissenschaftlichen Friedensforschung seien angesichts drohender Rüstungswettläufe aktueller denn je, so die IFSH-Direktorin.
Der Vorsitzende der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler, Prof. Dr. Dr. h.c. Hartmut Graßl, hob hervor, dass ihn und Götz Neuneck trotz unterschiedlicher Lebenswege als Physiker die Ansicht verbinde, dass die Wissenschaft ihre Verantwortung stärker wahrnehmen müsse, in dem sie ihre Erkenntnisse in die Öffentlichkeit bringe, die Politik berate und verhindere, dass wissenschaftliche Erkenntnisse missbraucht werden. Bei der Entdeckung der Kernspaltung hätten die Physiker dies schmerzhaft gelernt. Graßl plädierte für eine stärkere Zusammenarbeit der einzelnen Disziplinen, um die Fragmentierung der Wissenschaft zu konterkarieren. Außerdem freue er sich, dass Götz Neuneck nur am IFSH, nicht aber als deutscher Pugwash-Beauftragter in den Ruhestand trete. Der Friedensnobelpreis für Pugwash von 1995 zeige, dass es gelungen war „die Bedrohung durch Nuklearwaffen in der internationalen Politik zu mindern“, so Graßl.
Krieg und Frieden: Besondere Verantwortung der Naturwissenschaften
Anschließend hielt Götz Neuneck eine Abschiedsvorlesung zum Thema „Naturwissenschaften und Friedensforschung“. Darin betonte er ebenfalls die Notwendigkeit einer interdisziplinären Friedensforschung. Denn insbesondere die Naturwissenschaften spielten eine besondere Rolle bei zentralen Fragen von Krieg und Frieden, was die aktuellen Herausforderungen in der Rüstungskontrolle zeigten.
In einer anschließenden Podiumsdiskussion vertieften Dr. Kathryn Nixdorff, Professorin für Mikrobiologie an der TU Darmstadt, Dr. Malte Göttsche, Juniorprofessor an der RWTH Aachen und Dr. Jürgen Scheffran, Professor für integrative Geografie der Universität Hamburg, die Frage: Wie können und müssen wir den sicherheitspolitischen Herausforderungen der Zukunft begegnen?
Im Anschluss an das Symposium gab es zu Ehren von Prof. Dr. Götz Neuneck einen Empfang und viele Abschiedsgeschenke seiner Kolleginnen und Kollegen.
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