„Auch in diesem Jahr wird der Friedensnobelpreis unter dem Eindruck des andauernden Angriffs Russlands auf die Ukraine verliehen. Deshalb ist nicht ausgeschlossen, dass, wie während des Ersten und Zweiten Weltkrieges sowie des Vietnamkrieges, das Nobelpreiskomitee beschließt, den Preis nicht zu vergeben.
Es könnte aber wegen des Krieges auch das Schwergewicht auf die internationale Verfolgung und Bestrafung von Kriegsverbrechen legen und den Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag auszeichnen, möglicherweise zusammen mit den früheren Chefanklägern Louis Morena Ocampo (Argentinien) und Fatou Bensouda (Gambia).
Länger schon zählt der Generalsekretär der Vereinten Nationen (VN), António Guterres, zu den Favoriten für den Preis, nicht zuletzt um die politisch ins Abseits gedrängten Vereinten Nationen im Vorfeld des Gipfeltreffens „Summit of the Future“ im Jahre 2024 zu stärken.
Sollte das Nobelkomitee nach erfolgreichen Friedensbemühungen des letzten Jahres Ausschau halten, käme die – fragile – Beendigung des Krieges in Äthiopien ins Blickfeld. Bei der Mediation des Konfliktes um die Provinz Tigray in Äthiopien hatte der frühere nigerianische Präsident Obasanjo eine wichtige Rolle, der auch schon in der Vergangenheit erfolgreich an der Beilegung von Konflikten beteiligt war.
Weitere, in jedem Jahr für eine Preisverleihung in Frage kommende Preisträgerinnen sind eine Reihe von Menschenrechtsaktivistinnen. Mit der Zunahme autoritärer Regierungen wächst auch das Bedürfnis, mutige Menschen auszuzeichnen. Oft sind dies, wie zuletzt im Iran, vor allem Frauen. Möglicherweise könnte das Nobelkomitee in diesem Jahr ihre Rolle besonders hervorheben, zum Beispiel durch die Verleihung des Preises an UN Women, dem Dach für eine Reihe von Frauenorganisationen in den Vereinten Nationen zusammen mit den früheren Leiterinnen von UN Women, Michelle Bachelet (Chile), Phumzile Mlambo-Ngcuka (Südafrika) und der aktuellen Direktorin Sima Bahous (Jordanien).“
Friedensnobelpreis-Favoritenliste Prof. Dr. Michael Brzoska 2023:
1. UN Women
2. Internationaler Strafgerichtshof in Den Haag
3. Olusegun Obasanjo (Nigeria)
4. António Guterres
Zu dem Thema hat das IFSH auch eine Pressemitteilung herausgegeben. Die Pressemitteilung vom 05.10.2023 finden Sie hier.