Es ist zu befürchten, dass die militärische Anwendung sogenannter Neuer Technologien die internationale Stabilität und Sicherheit zukünftig gefährden könnten. Entscheidungsträger:innen, die sich im Rahmen von Rüstungskontrolle um die Eindämmung dieser Risiken bemühen, sind mit enormen Herausforderungen konfrontiert: Die Geschwindigkeit des technologischen Fortschritts und seine unklaren Folgen sowie der zunehmende militärtechnologische Wettbewerb zwischen den Vereinigten Staaten, Russland und China erschweren eine effektive Rüstungskontrolle neuer Militärtechnologien.
Der vorliegende Forschungsbericht ist das Ergebnis einer einjährigen Studie mit dem Ziel, die Auswirkungen von Neuen Technologien auf die internationale Stabilität und Sicherheit zu prognostizieren. Die folgenden drei Fragen standen im Mittelpunkt der Studie:
- Welche Auswirkungen werden Neue Technologien auf Rüstungswettlaufsstabilität und Krisenstabilität zwischen den USA, Russland und China sowie auf allgemeine humanitäre Prinzipien der Kriegsführung bis zum Jahr 2040 haben?
- Welche Neuen Technologien weisen Gemeinsamkeiten in ihren sicherheitspolitischen Auswirkungen auf?
- Wann werden sich die Auswirkungen dieser Technologien am stärksten bemerkbar machen?
Für den Report befragten die Autor:innen insgesamt 30 internationale Expert:innen zu den prognostizierten sicherheitspolitischen Auswirkungen von zwölf ausgewählten Neuen Technologien. Zunächst sollten sie den derzeitigen und den für die nächsten zwanzig Jahre erwarteten Reifegrad der einzelnen Technologien bewerten. Anschließend beantworteten sie 54 Fragen zu den erwarteten positiven und negativen Auswirkungen der einzelnen Technologien. Die Autor:innen beschränkten die Fragen zu Rüstungswettlaufs- und Krisenstabilität auf das amerikanisch-russische und das amerikanisch-chinesische nukleare Verhältnis. Anschließend wandten sie einen Algorithmus an, um alle quantitativen Datenpunkte der Umfrage (ca. 8.000) zu gruppieren und Ähnlichkeiten und Unterschiede in den Auswirkungen der Technologien zu ermitteln. Als Ergebnis konnten fünf Technologiecluster identifiziert werden, die in dreidimensionalen Darstellungen visualisiert wurden. Diese sind auf einer den Bericht begleitenden Website einsehbar.
Im Ergebnis zeigt die Studie einen Effekt, den die Autor:innen als ‚negative multiplicity‘ bezeichnen. Dieser spiegelt die überwiegend negativen, gleichzeitigen und in einigen Fällen ähnlichen Auswirkungen, welche Neuen Technologien mutmaßlich auf die internationale Stabilität und Sicherheit haben werden.