Mit jedem Krieg ist die Illusion eines Sieges verbunden. Das gilt auch für den Ukrainekrieg. In seinem aktuellen Gastbeitrag für die Wochenzeitung der Freitag zieht IFSH-Senior Fellow Dr. Hans-Georg Ehrhart eine historische Parallele: Wie Athen im Peloponnesischen Krieg die Melier, stelle heute Russland die Ukraine vor die Wahl „Unterwerfung oder Vernichtung“. Wie damals die Melier setzten auch die angegriffenen Ukrainer auf die Vertreibung ihres Aggressors. Im Unterschied zu den Meliern werde die Ukraine jedoch von den USA und den europäischen Ländern in ihrem Ziel Russland zu besiegen unterstützt. So wünschenswert ein Frieden wäre, argumentiert Hans-Georg Ehrhart, so real sei die Aussicht, dass ein Sieg jedoch nicht in einem stabilen Frieden münde, sondern in der nächsten Katastrophe.
Statt sich von der Illusion eines möglichen Siegfriedens blenden zu lassen, sollten sich die USA und ihre Verbündeten, einschließlich der Ukraine, dazu durchringen, Moskau folgendes anzubieten: Sofortiger Waffenstillstand, Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten (also kein Regimewechsel), politische Akzeptanz des territorialen Status quo und Aufnahme von Verhandlungen über die Zukunft der von Russland annektierten Gebiete im Rahmen von Verhandlungen über eine neue europäische Friedensordnung.