Internationaler Workshop zu Frieden und Sicherheit im Ostseeraum

Am 14. Februar 2024 organisierte das IFSH einen internationalen Workshop zu aktuellen friedens- und sicherheitspolitischen Dynamiken im Ostseeraum. Der Workshop mit dem Titel „Re-Thinking the Future of Peace and Security in the Baltic Sea Region – Avenues for Research and Policy" brachte Wissenschaftler:innen aus Universitäten, Forschungsinstituten und Think Tanks aus dem Ostseeraum zusammen und fand in der Landesvertretung der Freien und Hansestadt Hamburg beim Bund in Berlin statt.

Vom Angriffskrieg Russlands zu transnationalen Sicherheitsbedrohungen

Auf einem ersten Roundtable diskutierten die Teilnehmer:innen des Workshops, welche Folgen Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine für Frieden und Sicherheit im Ostseeraum hat. Im Mittelpunkt standen dabei politische Implikationen aus der Perspektive skandinavischer und baltischer Staaten sowie die Rolle europäischer Sicherheitsorganisationen, allen voran NATO, EU und OSZE. Der Roundtable betonte, dass die Frage, ob und inwiefern Europa mit Russland kooperieren sollte, zentral für die weitere Entwicklungen in der Region ist.
Ein zweiter Roundtable widmete sich transnationalen Sicherheitsbedrohungen und wie sich deren Verflechtungen auf Frieden und Sicherheit im Ostseeraum auswirken. Politikfelder, wie etwa Energie, Klima und Sicherheit sind zunehmend miteinander verflochten. Dies erschwert nicht nur eine politikfeldspezifische Problembearbeitung, sondern wirkt sich auch auf klassische militärische Risiken aus, wie sich zum Beispiel anhand ökologischer Folgen konventioneller Waffeneinsätze zeigt. Der Roundtable diskutierte, wie im Lichte dieser komplexen Krisenkonstellationen wirksame und dauerhafte Friedensordnungen sowohl auf regionaler als auch auf globaler Ebene etabliert werden können.

Perspektiven für Forschung und Politik im Ostseeraum

Der Workshop identifizierte eine Reihe von Themen, die sich für mögliche weitere Kooperationen anböten. Deutlich wurde, dass der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine bis auf weiteres einen erheblichen Einfluss auf friedens- und sicherheitspolitische Fragen in Europa und im Ostseeraum haben wird. Wie, sofern überhaupt möglich, Ansätze der Kooperation in Kriegssituationen funktionieren können, war eine der zentralen Fragen des Workshops. Die Debatten drehten sich außerdem um mögliche Wege hin zu einer neuen europäischen Sicherheitsarchitektur und der Rolle der Ukraine dabei. Schließlich zeigte sich auch, dass die aktuelle „Polykrise“ und den Dominoeffekten der neuartigen und unvorhersehbaren Sicherheitsbedrohungen, die ihr zugrunde liegen, friedens- und sicherheitspolitische Folgen hat. Insbesondere ein Aufbrechen politikfeldspezifischer Zugänge und die Entwicklung ganzheitlicher Politikansätze wurden auf dem Workshop als zentral erachtet.

Zwei Dinner Speeches rundeten den Workshop ab. Botschafter Florian Raunig, Ständiger Vertreter Österreichs bei der OSZE, sprach als Privatperson über die Zukunft von Sicherheit und Frieden in Europa. In seiner Rede identifizierte Botschafter Raunig zentrale Sicherheitsbedrohungen für Europa und diskutierte europäische Handlungsoptionen in kurz-, mittel- und langfristiger Perspektive. Professor Dr. Fabrizio Tassinari, Direktor der Florence School of Transnational Governance am Europäischen Hochschulinstitut, diskutierte in seiner Rede die herausgehobene Rolle des Ostseeraums für Sicherheit und Frieden in Europa. Er zeigte Grundlagen der erfolgreichen regionalen Integration im Ostseeraum auf, diskutierte aktuelle geopolitische Herausforderungen und deren Folgen für sicherheitspolitische Ordnungsdynamiken in der Region. Er unterstrich, dass Sicherheit und Frieden im Ostseeraum ganz wesentlich von der Frage abhingen, in welcher Art und Weise Europa auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine reagiert.

Der Workshop wurde gemeinsam mit der Senatskanzlei der Freien und Hansestadt Hamburg sowie der Behörde für Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke organisiert. Er wurde aus Mitteln des Baltic Science Networks im Rahmen der Policy Area Education der EU Strategy for the Baltic Sea Region finanziert.