Russlands Annexion der Krim 2014 war für die NATO ein Weckruf. Ihre osteuropäischen Mitgliedsstaaten befürchten seitdem, ebenfalls Opfer eines russischen Überfalls zu werden. Das westliche Verteidigungsbündnis reagiert darauf. Unter anderem mit Großmanövern im Grenzgebiet. Die Übung „Defender“ sollte in diesem Frühjahr mit insgesamt 35.000 Soldat*innen aus 19 Nationen die schnelle Truppenverlegung trainieren. Es wäre eines der größten NATO-Manöver der vergangenen 25 Jahre geworden – wäre nicht der Ausbruch der Corona-Pandemie dazwischengekommen. Die Militärübung wurde in letzter Minute gestoppt. Nichtsdestotrotz halten die Spannungen zwischen dem Westen und Russland weiter an. Denn Russland empfindet die NATO-Osterweiterung und die Großmanöver vor der eigenen Haustür als Provokation. Schließlich wurde in der NATO-Russland-Grundakte festgelegt, dass sich das westliche Verteidigungsbündnis in der Grenzregion zurückhält.
Welche Seite treibt die Konfrontation zwischen dem westlichen Verteidigungsbündnis und Russland also mehr voran?
Im Gespräch mit dem Deutschlandfunk nimmt IFSH-Friedensforscher Michael Brzoska Stellung und ordnet die Geschehnisse ein. Zwar sieht er Russland als Haupttreiber der aktuellen Provokationsspirale. Gleichzeitig äußert er sich aber kritisch gegenüber Stimmen, die einen härteren Kurs der NATO gegen Russland fahren wollen. Eine Konfliktlösung werde nicht durch wechselseitige militärische Aufrüstung erzielt, sondern vielmehr durch neue Rüstungskontrollverträge und Kommunikationsforen, die auf Interessensausgleich setzten, so Friedensforscher Brzoska
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