Straßenkämpfe unter rivalisierenden Jugendbanden sind ein weltweit verbreitetes Phänomen. In Osttimor werden sie häufig von rivalisierenden jungen Kampfsportgruppen (Martial Arts Gruppen/MAGs) ausgetragen, für den kleinen Inselstaat in Südostasien durchaus ein sicherheitspolitisches Problem. Denn Osttimor war nach seiner Unabhängigkeit von Indonesien Anfang der 2000er Jahre noch lange von gesellschaftlichen Unruhen und Gewalt geprägt. MAGs gewannen in der Diskussion über Sicherheit, Frieden und Ursachen von Konflikt und an Bedeutung. Mitte 2013 verbot die Regierung von Osttimor drei MAGs, die als Bedrohung für die öffentliche Ordnung und die soziale Harmonie angesehen wurden. MAGs hingegen behaupten, dass die Aktivitäten ihrer Gruppen missverstanden werden und sie zum Sündenbock gemacht werden. In der Gesellschaft herrscht das Bild des gewalttätigen Unruhestifters vor, über diese Wahrnehmung hinaus ist wenig bekannt. Das Kapitel von Janina Pawelz bietet einzigartige Einblicke in die interne Organisation, den philosophischen Hintergrund, das soziale Engagement und den politischen Kontext der MAGs. Die Ergebnisse helfen zu verstehen, warum die Kampfsportgruppen eine so große Anziehungskraft auf Jugendliche ausüben. Die Daten stammen aus einer Reihe von Interviews mit führenden Vertretern großer MAGs und stellen ihre Perspektiven für ein besseres Verständnis dessen dar.