In heutigen Einsätzen sind Soldaten häufig mit unkonventionellen Problemen anstatt gegnerischen staatlichen Streitkräften konfrontiert. Wie agieren westliche Militärorganisationen gegenüber Kriegsverbrechern, Mobs oder Rebellen? Wie können Unterschiede bei den militärischen Praktiken westlicher Staaten in multinationalen Einsätzen erklärt werden? Wie wirken sich diese Praktiken auf die lokale Bevölkerung in Einsatzgebieten aus? Dieses Buch untersucht Bodenoperationen der USA, Großbritanniens, Deutschlands und Italiens in drei Interventionsgebieten: Bosnien-Herzegowina, Kosovo und Afghanistan. Die Analyse zeigt, dass Soldaten wesentlich durch organisatorische Routinen geleitet sind. Diese Routinen sind wichtig zum Verständnis etwa der US-Tendenz zum Einsatz überlegener Feuerkraft, britischer Fusspatrouillen und deutscher Risikoaversion. Trotz einer Konvergenz militärischer Strukturen und Praktiken kämpfen Soldaten weiterhin unterschiedlich, und häufig mit einem hohen Grad an Autonomie von höheren militärischen Ebenen und der Politik. Indem dieses Buch die Rolle von Routinen auf der operativen und taktischen Ebene untersucht, trägt es zu einem besseren Verständnis der Implementierung militärischer Missionen bei. Auch beleuchtet es das häufige Versagen westlicher Streitkräfte, die örtliche Bevölkerung zu schützen.
Cornelius Friesendorf (2018): How Western Soldiers Fight: Organizational Routines in Multinational Missions. Cambridge University Press. DOI: 10.1017/9781108554091