Wie es im September 1983 fast zum Atomkrieg kam – Interview in der ARD-Reihe „Zeitzeichen“

Prof. Dr. Michael Brzoska (c) IFSH

 

Um Mitternacht schrillte der Alarm: Fünf amerikanische Interkontinentalraketen im Anflug auf die Sowjetunion! So meldete es das Frühwarnsystem. Oberstleutnant Stanislaw Petrow war in jener Nacht des 26. September 1983 wachhabender Offizier in dem Kontrollzentrum nahe Moskau. Ein enormer Entscheidungsdruck lastete auf dem damals 44-jährigen. Innerhalb weniger Minuten musste er entscheiden, ob er der politischen Führung einen feindlichen Angriff melden oder das Ganze als Fehlalarm werten sollte. Er entschied sich für Letzteres und rettete die Welt damit vor dem Dritten Weltkrieg. Denn hätte er einen Angriff nach Moskau kommuniziert, wären aufgrund des damaligen angespannten Verhältnisses zwischen Ost und West sehr wahrscheinlich kurze Zeit später atomar bestückte sowjetische Raketen Richtung USA gestartet.
Es war die richtige Entscheidung. Kurze Zeit später stellte sich heraus, dass eine Fehlinterpretation des Überwachungssystems zu dem Alarm geführt hatte. Die vermeintlichen amerikanischen Interkontinentalraketen, die das System als solche identifiziert hatte, waren in Wirklichkeit Reflexionen des Sonnenlichts gewesen.  
Im Interview mit der renommierten Geschichtssendereihe „Zeitzeichen“ des ARD-Hörfunks beleuchtet Prof. Dr. Michael Brzoska die sicherheits- und zeitpolitischen Umstände, unter denen sich die Beinahe-Katastrophe ereignete. Und er schlägt die Brücke zur heutigen Zeit und spricht über das Risiko einer möglichen nuklearen Eskalation im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. 

Die Zeitzeichen-Sendung „Stanislaw Petrow verhindert einen Atomkrieg“ vom 26.09.2023 mit Prof. Dr. Michael Brzoska können Sie in der WDR-Mediathek nachhören.