Keine europäische Friedensordnung ohne Russland – aber wie mit Russland?

Veranstaltungsreihe: Abendsalon im HADLEY’S mit Dr. habil Cornelius Friesendorf

Was treibt die russische Außen- und Sicherheitspolitik an? Wie können westliche Staaten auf russische Aggression reagieren? Die Antworten in der öffentlichen Debatte über Russland fallen oftmals zu kurz aus. Weder kann der russische Revisionismus rein innenpolitisch erklärt werden noch ist es überzeugend, Russlands Zerstörungswut in der Ukraine und anderswo allein mit westlicher Politik zu erklären. Was den Umgang mit Russland angeht, so dominieren auch in Deutschland Forderungen nach mehr militärischer Abschreckung und Verteidigung. Wer vor Eskalationsrisiken warnt, wird schnell als Opfer der Putin‘schen Propagandamaschinerie abgetan.
 
Dr. habil. Cornelius Friesendorf ist Experte für europäische Sicherheitspolitik und leitet am IFSH das Zentrum für OSZE-Forschung. Im HADLEY‘S Abendsalon am 4. Dezember spricht er über Praktiken der russischen Außen- und Sicherheitspolitik und ihre Gründe. Letztere sind vielschichtig: die Suche nach Anerkennung als Großmacht und anti-westliche Ressentiments, innenpolitische Machtverschiebungen und Anreize für russische Staatsvertreterinnen und -vertreter, sich systemkonform zu verhalten.
 
Um russische Praktiken und ihre Antriebskräfte zu illustrieren, bietet der Friedensforscher den Gästen an diesem Abend einen Einblick in den „Maschinenraum“ der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE). An ihrem Hauptsitz in Wien treffen wöchentlich Diplomat:innen unter anderem aus Russland, den USA und Westeuropa aufeinander. Friesendorf beschreibt anhand von jahrelangen persönlichen Beobachtungen, wie Russland die Arbeit der OSZE durch Entscheidungsblockaden, Provokationen und Propaganda erschwert, und skizziert Motive. Die tägliche Arbeit der OSZE dient somit als Mikrokosmos, um russische Außen- und Sicherheitspolitik insgesamt besser zu verstehen. Auch zeigt die OSZE, wie schwierig es ist, eine europäische Friedens- und Sicherheitsordnung mit einem Russland zu gestalten, dessen Ordnungsprinzipien eher ins 19. Jahrhundert passen. 

Diese Veranstaltung ist Teil des „Abendsalon“-Formats der Hamburger Bar HADLEY’S, das in Zusammenarbeit mit der Alfred Toepfer Stiftung F.V.S. jeden Montagabend stattfindet. IFSH-Friedensforscher:innen geben jeden 1. oder 2. Montag im Monat im HADLEY’S Einblicke in ihre Forschung und tauschen sich mit dem Publikum aus. Die „Abendsalons“ beginnen stets um 19.30 Uhr. Einlass ist ab 18.30 Uhr. Der Eintritt ist frei. Wir empfehlen eine vorherige Anmeldung via reservierungen@remove-this.hadleys.de. Nähere Infos zum „Abendsalon“ im HADLEY’S gibt es hier.

Der nächste „Abendsalon“ mit IFSH-Beteiligung findet am 5. Februar 2024 statt.