In seinem Forumsbeitrag für die Zeitschrift für Internationale Beziehungen (Jahrgang 29, 2022, Heft 2) untersucht Dr. Ulrich Kühn, warum es bisher im Ukraine-Krieg keinen Einsatz von russischen Nuklearwaffen gegeben hat.
Obwohl der Krieg mit einer nuklearen Drohung am 24. Februar 2022 begann, gäbe es bisher keine konkreten Anzeichen für einen möglichen Nuklearwaffeneinsatz, argumentiert der Autor und verweist auf eine Reihe theoretischer Modelle, die versuchten, genau diesen Umstand zu erklären. So folgert Kühn, dass die Aussagen und Handlungen der russischen und US-amerikanischen Führungen einige Abschreckungstheorien punktuell zu bestätigen scheinen. Gleichzeitig existieren Aussagen auf beiden Seiten sowie in anderen Ländern, wie China und Indien, die das Phänomen des „nuklearen Tabus“ und die Tradition des Nichteinsatzes zu bestätigen scheinen. Laut Friendensforscher Kühn bleibt abzuwarten, ob Tabu und Tradition tatsächlich das Verhalten der russischen Führung beeinflussen. Auch mögliche Auswirkungen der Rüstungskontrolle auf den Nichteinsatz von Nuklearwaffen könnten bisher weder bestätigt noch widerlegt werden.
Durch den Vergleich rationalistischer, normativer und kooperativ-formalisierter Theorien und Modelle zum Nichtgebrauch von Nuklearwaffen mit den in der Praxis sichtbaren Entwicklungen gelangt Ulrich Kühn zu dem Schluss, dass weiterer Forschungsbedarf besteht. Angesichts der anhaltenden Kriegssituation in der Ukraine und der weiterhin hochdynamischen und komplexen Lage könne seiner Ansicht nach ein künftiger Nuklearwaffeneinsatz jedoch nicht ausgeschlossen werden.
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