Gelungener Auftakt der IFSH-Veranstaltungsserie: Generation YouTube und die Demokratie

Dr. Regina Heller

Religiöse Hassprediger und radikale Stimmungsmacher streuen ihre vergifteten Botschaften häufig über YouTube-Clips und andere soziale Medien. Hauptnutzer dieser Kanäle sind Jugendliche. Ihre politische Meinung ist zumeist noch nicht gefestigt. Das macht sie besonders anfällig für Populismus und politische Stimmungsmache.
In seiner zweitteiligen Veranstaltungsreihe Die Generation YouTube und die Demokratie sucht das IFSH Antworten auf die Frage, wie digitale Medien die politische Meinung von jungen Menschen beeinflussen und welche Schlüsse daraus für die politische Werteerziehung gezogen werden sollten.

Podiumsdiskussion in der Universität

Bei der ersten Veranstaltung am 23. Oktober im Flügelbau West der Universität drehte sich alles um die Frage: Woran erkenne ich, dass sich mein Kind oder mein Schüler radikalisiert – und was können Eltern, Lehrer oder Sozialarbeiter tun, um Jugendliche gegen die radikalen und extremistischen Verlockungen im Internet zu immunisieren?
Diese Fragen diskutierten Kurt Edler, Lehrer und langjähriger Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Demokratiepädagogik, Christian Stöcker,  Journalist und Professor für Digitale Kommunikation an der Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW), Theresa Lehmann von der Amadeu-Antonio-Stiftung und Hussein Mazloum vom Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung. Kathrin Schmid (NDR Info) moderierte die Veranstaltung.

Warum radikalisieren sich junge Menschen?

Ist ein junger Mensch nur fromm oder schon radikal? Diese Frage sei häufig nicht einfach zu beantworten, erklärte Hussein Mazloum. Zudem sei Religiosität nicht der Hauptgrund für die Radikalisierung. Entscheidender sei vielmehr, wenn junge Menschen Ungerechtigkeit erleben und sehen würden, so Mazloum.
Pädagoge Edler sieht zudem bei jungen Männern, die z.B. mit Islamisten sympathisieren, ein wiederkehrendes Muster. Viele von ihnen hätten keine funktionierende Vaterbeziehung und suchten deshalb Anerkennung und Vorbilder in den islamistischen Bewegungen.  
Auch Medienkompetenz sei wichtig, um junge Leute besser gegen radikale Verlockungen aus dem Internet zu schützen, sagte Theresa Lehmann.
So sei es zum Beispiel wichtig, ihnen beizubringen, wie Plattformen wie YouTube funktionierten, ergänzte Christian Stöcker. Der Medienexperte sieht einen engen Zusammenhang zwischen dem Erfolg extremistischer Parteien und dem Geschäftsmodell von Internetplattformen. Deshalb fordert er, an deutschen Schulen das Pflichtfach „Informatik und Medienpädagogik“ einzuführen.

IFSH-Veranstaltung als Sendung auf NDR Info

NDR Info hat am 28.10.19 in seiner Sendereihe „Das Forum“ einen Mitschnitt der Podiumsdiskussion gesendet. Sie können die Sendung in der Mediathek des NDR nachhören.

Der zweite Teil der Veranstaltungsreihe findet am 6. November 2019 statt. Um 19:30 Uhr diskutieren im Hörsaal C (Hauptgebäude der Universität, Edmund-Siemers-Allee 1) Expertinnen und Praktiker dann die Frage, ob der digitale Aktivismus Ausdruck einer neuen Jugend-Protestkultur ist.
Mehr über den zweiten Teil der Veranstaltungsreihe erfahren Sie hier.