„Suche den Frieden und jage ihm nach“ – Unter diesem Motto stand am vergangenen Sonntag der Gottesdienst der St. Johannis-Kirchengemeinde in Hamburg Harvestehude, bei dem es insbesondere um gesellschaftlichen Frieden ging. Im Gespräch mit Pastorin Andrea Busse erläuterte Hendrik Hegemann, wie es in rauer werdenden Zeiten gelingen kann, konstruktiv Streit und Konflikte zu lösen.
Grundsätzlich seien Konflikte keine Ausnahme, sondern alltägliche Situationen, wenn Menschen aufeinander treffen, die unterschiedliche Interessen verfolgten. „Vieles, was wir als gesellschaftlichen Fortschritt begreifen, etwa Arbeitnehmerrechte, ist in Konflikten erstritten worden“, erläuterte der Friedensforscher. Auch in der Nachkriegsgesellschaft habe es größere gesellschaftliche Auseinandersetzungen gegeben, etwa bei der Frage von Deutschlands Wiederbewaffnung und Aufrüstung. Grundsätzlich gehe es also nicht darum, Konflikt zu vermeiden, sondern sie konstruktiv auszutragen. Schon Kinder müssten deshalb lernen, Kompromisse zu schließen.
Unter anderem weil soziale Medien den öffentlichen Diskurs zunehmend bestimmten, würden gesellschaftliche Konflikte allerdings anders ausgetragen als vorher, bestimmte Gruppen immer lauter. Auch die Sprache spiele eine große Rolle. Eine gewalttätige Sprache schüre Hass und Bedrohungen nähmen zu, erklärte der Friedensforscher. Dies befördere Polarisierung und Radikalisierung. Hilfreich sei ein Perspektivwechsel, bei dem man aus der eigenen Blase heraustrete, um sein Gegenüber besser zu verstehen. Kirchen könnten bei gesellschaftlichen Konflikten vermitteln und integrieren, unter anderem weil dort Menschen unterschiedlicher Hintergründe aufeinander träfen, so Hegemann.
Viele Gottesdienstbesucher:innen suchten nach dem Gottesdienst das Gespräch mit dem Friedensforscher und diskutierten mit ihm angeregt weiter.
Der Gottesdienst war eine Veranstaltung der Kirchengemeinde St. Johannis-Harvestehude der Reihe „Denken & Beten“.