Machtkampf in Russland – Einschätzungen von Dr. Tobias Fella

Dr. Tobias Fella forscht am IFSH zur Rüstungskontrolle und Fragen der strategischen Stabilität.

 

Nach dem Aufstand der Gruppe Wagner unter Führung von Jewgeni Prigoschin sehen viele westliche Beobachter:innen das System Vladimir Putins ernsthaft gefährdet und spekulieren bereits über die Konsequenzen einer kommenden, russischen Instabilität. Im Interview mit dem Nachrichtenportal Web.de ordnet Dr. Tobias Fella den Aufstand in die politische Gesamtlage ein.

Grundsätzlich betonte er, dass die Eskalation vom Wochenende kaum als Ausdruck von Stärke des russischen Staatsapparats interpretiert werden könne. Er warnte aber vor vorschnellen Schlüssen. Zum einen sei Putin trotz allem an der Spitze der Machtpyramide geblieben. Zum anderen könne er jetzt den Rückhalt für noch umfassende repressive Maßnahmen und Säuberungsaktionen besitzen. Wodurch sich zumindest temporär seine Herrschaft stabilisieren lassen könnte. Vieles hinge dabei vom Verlauf der ukrainischen Gegenoffensive ab. Würde sie weithin erfolgreich abgewehrt, könne der russische Präsident dadurch neue Legitimität gewinnen oder diese festigen. Im Hinblick auf die Vermittlungsrolle des weißrussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko gab Fella an, dass diese seiner Ansicht nach wenig an der grundsätzlichen Abhängigkeit der belarussischen Regierung von Moskau ändere.

Zuletzt riet der Friedensforscher zu Skepsis gegenüber eindeutigen Interpretationen des Ukrainekriegs und der Lage in Russland und forderte vielmehr dazu auf, sich auf verschiedene Szenarien und ihre Folgen vorzubereiten.

Das ausführliche Interview auf Web.de vom 26.06.2023 finden Sie hier.