Dass Moskau mit seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine gegen geltendes Völkerrecht verstoßen hat, ist unbestreitbar. Dr. Hans-Georg Ehrhart, Senior Research Fellow am IFSH, blickt in seinem neuen Gastbeitrag für die Wochenzeitung der Freitag aber auch auf die Vorgeschichte des Konflikts und attestiert dem Westen dabei eine Mitschuld an der Eskalation. Wahrscheinlich hätte der Krieg nicht stattgefunden, hätte der Westen eine andere Ukrainepolitik verfolgt, argumentiert der Friedensforscher. Das rechtfertige natürlich nicht die russische Aggression, führe aber zu der zentralen Frage, ob der Westen eine direkte militärische Konfrontation mit Russland noch verhindern könne. Die Zeichen dafür stünden gegenwärtig nicht gut, meint Ehrhart. Denn auf allen Seiten überwiege gegenwärtig das, was die Historikerin Barbara Tuchman als "Torheit der Regierenden" beschrieb: Scheinbare Alternativlosigkeit, Überschätzung der eigenen Macht und Handeln gegen die eigenen Interessen. Was es laut Ehrhart zur Konfliktlösung brauche, seien territoriale Zugeständnisse an Russland und militärische Sicherheitsgarantien für die Ukraine.
Den Gastbeitrag „Erst Panzer, dann Kampfjets: Die Krieg-in-Sicht-Krise“ von Dr. Hans Georg Erhart ist am 26. Januar 2023 in der Wochenzeitung der Freitag erschienen.