Puppenstück und Diskussion über die Folgen des Klimawandels

Eine von vielen eindrücklichen, künstlerischen Darstellungen einer möglichen Zukunft, wenn der Mensch weiterhin seinen Lebensraum mit Plastik vergiftet. (c) IFSH


Für viele Menschen sind die Folgen des Klimawandels schlicht nicht vorstellbar. Versucht man das eine oder andere Szenario trotzdem im Kopf durchzuspielen, kommt man selten bis zum Ende. Denn wie würde eine Welt schon aussehen, in der die Grundlagen unserer Existenz verschwunden sind? Dieser Frage in möglichst vielfältiger Weise auf den Grund zu gehen, war das Ziel des Themen-Nachmittags am 14. Mai 2022, den das IFSH in Kooperation mit der Other Music Academy Weimar und dem Honigfabrik Wilhelmsburg e.V. organisiert hatte.

Auf dem Gelände der Honigfabrik in Hamburg-Wilhelmsburg trafen Menschen aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Kunst aufeinander und diskutierten über mögliche Klimazukünfte und noch verbleibende Handlungsmöglichkeiten. Alle schöpften dabei Inspiration aus einem zeitgenössischen Puppentheater für Erwachsene, das den Einstieg in den Themen-Nachmittag bildete. Das ursprünglich im Rahmen des soziokulturellen Werkstattfestivals „Altenburg am Meer“ entwickelte Stück „Vom Grunde des Meeres. Ein Brief aus der Zukunft“ bricht eingeübte Grenzen zwischen Bildung und Spiel auf und ermuntert Menschen, ihre eigene Rolle in der Kultur zu erfahren: Die Besucher:innen wurden zu Beginn an insgesamt zehn Stationen durch eine postapokalyptische Welt geführt, in der alles von Wasser bedeckt ist. Wie in einem Zeitraffer durchliefen die Zuschauer:innen dann eine fiktive Welt, die durch die Folgen des Klimawandels buchstäblich untergeht. Dabei wurde ihnen vorgeführt, wie unterschiedlich die Menschen von den Folgen des Klimawandels zunächst betroffen sind. Gehandelt wird jedoch nicht bzw. viel zu spät. Dass in dieser Geschichte über die Zukunft schließlich die Lebensgrundlage aller Menschen verschwindet und nicht viel mehr als deformierte Müllteilchen übrigbleiben, entlässt die Besucher:innen mit einem unguten Gefühl und regt dazu an, das eigene Handeln zu überdenken.

Nach dem Puppenstück diskutierten Christine Hentschel (Professorin für Kriminologie, insbes. Sicherheit und Resilienz an der Universität Hamburg), Jana Beckmann (Studio Flex), Alejandro Ibanez Cuesy (Honigfabrik/ Libertalia e.V.) und Delf Rothe (IFSH-Klimaexperte) über mögliche Klimazukünfte und gaben einen Einblick in ihre aktuellen Forschungsprojekte und deren jeweilige Bezüge zu den Bedingungen friedlichen globalen Zusammenlebens in Zeiten der Klimakrise.

Zum Ende der Veranstaltung hatten alle Besucher:innen die Möglichkeit, sich in Kleingruppen auszutauschen. Besonders intensiv wurde die Frage diskutiert, auf welcher Grundlage sich eine kollektive Kraftanstrengung zur Abmilderung des Klimawandels und dessen Folgen realisieren ließe. Dabei wurde klar, dass eine Berücksichtigung unterschiedlicher Perspektiven und Lebenswirklichkeiten in einer pluralen Gesellschaft sowie die Fähigkeit, voneinander zu lernen, von hoher Bedeutung sein würden. In der Abschlussdiskussion wurden somit nicht nur Anpassungsstrategien an den Klimawandel besprochen, sondern vor allem konkrete Lösungsvorschläge zum Abbau von Wissenshierarchien und Barrieren in Partizipationsmöglichkeiten entwickelt.

Gefördert wurde die Veranstaltung vom Bezirksamt Hamburg Mitte.

Handlungsfähigkeit lässt sich entwickeln. Neue Wege in der Friedens- und Konfliktforschung zu gehen, heißt auch möglichst viele Menschen und ihren jeweils individuellen Erfahrungsschatz mit in Forschungsprojekte einzubeziehen. Das IFSH-Forschungsprogramm „doing peace!“ sucht daher nach Möglichkeiten, gesellschaftliche Akteure in ko-kreativen Prozessen an der Erstellung von Forschungsfragen und ihrer wissenschaftlichen Beantwortung einzubinden.