Tod von Wagner-Chef Prigoschin – Interview mit dem Nachrichtenportal web.de

Dr. Tobias Fella (c) IFSH

 

Russische Behörden haben den Tod von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin offiziell bestätigt. Im Interview mit dem Nachrichtenportal web.de beleuchtet Dr. Tobias Fella die Hintergründe und Konsequenzen des Flugzeugabsturzes für Putin und den Krieg in der Ukraine.

Einleitend unterstreicht er, dass sich die Frage nach dem Umgang mit Putschist:innen und Meuterer:innen in der Geschichte insbesondere in personenzentrierten Regimen immer wieder gestellt habe. Besonders die Rädelsführer dieser Aufstände seien dabei vor allem aufgrund ihrer Symbolkraft von der herrschenden Elite nicht selten zum Ziel radikaler Maßnahmen geworden, die in ihrer physischen Ausschaltung münden konnten. Während zumindest Teile ihres Gefolges, beispielsweise ihre militärischen Verbände, immer wieder auch in bestehende Strukturen intergeriert worden seien, um ihre Wirkkraft, unter anderem auf dem Gefechtsfeld, nicht vollends zu verlieren. Tobias Fella hält es durchaus für möglich, dass der Kreml im Falle von Prigoschin und Wagner dieser Logik gefolgt sei.

Desweiteren erläutert der Friedensforscher, welche Lehren der Kreml möglicherweise aus dem Prigoschin-Aufstand vom Juni und seinem Vorgeschehen gezogen haben könnte. Eine Lehre könnte darin liegen, die Auslagerung von staatlicher Gewalt, wie sie mit der Wagner-Gruppe geschehen sei, zurückzudrehen oder zumindest besser steuern zu können, erklärt Fella. Eine andere könnte darin liegen, die Ränder der politischen Debatten neu zu bestimmen und dadurch politische Kontrolle zu gewinnen, indem neben liberalen auch nationalistische Stimmen sanktioniert würden. So sei kürzlich der Nationalist und Militärblogger Igor Girkin inhaftiert worden, der die russische Kriegsführung in der Ukraine als zu unentschlossen kritisiert hatte.

Dr. Tobias Fella betonte, dass aus Härte allein auch ein politisches System wie das russische auf Dauer nicht die Effektivität und Legitimität erwirtschaften könne, die notwendig sei, um zentral definierte innen- und außenpolitische Ziele zu erreichen. Der Krieg in der Ukraine werde aber auch ohne Prigoschin weitergehen. Darauf gelte es sich einzustellen und das funktioniere am besten, wenn man sich auf verschiedene Szenarien vorbereite, die auch unvorhergesehene Entwicklungen einschlössen.


Das ausführliche Interview auf web.de vom 25.08.2023 finden Sie hier.