Zwei Jahre russischer Angriffskrieg auf die Ukraine, zwei Jahre des Grauens mit hohen menschlichen und materiellen Verlusten. Das provozierte die Frage, wie lange soll das noch dauern? Die gängige Antwort lautet: „As long as it takes“. Statt dem Glauben anzuhängen, man müsse nur viel mehr weit reichende zielgenaue Waffen liefern, um den Abwehrkampf der Ukraine erfolgreich gestalten zu können, sollte sich der Westen eingestehen, dass ein militärischer Sieg Kiews im Sinne der offiziellen Zielsetzung nicht möglich sei, argumentiert Dr. Hans-Georg Ehrhart in seinem neuesten Gastbeitrag für die Wochenzeitschrift der Freitag.
Darin fordert der Friedensforscher, dass sich die Protagonisten am historischen Beispiel Finnland orientieren sollten, in das Stalin einfiel, um Russland in eine bessere geostrategische Position zu bringen. Ähnlich wie die Ukraine, gelang es den Finnen überraschend, der Übermacht länger standzuhalten als von Moskau kalkuliert. Dem Waffenstillstand 1944 folgte der Friedensvertrag 1947, in dem Finnland zehn Prozent seines Gebietes abtreten musste und sich zur Neutralität bekannte. Es habe so seine Eingliederung in die Sowjetunion verhindert und seine politische Unabhängigkeit gesichert.
Diese sei die Grundlage für eine demokratische und wirtschaftlich prosperierende Entwicklung gewesen, die letztlich 1995 in die EU und 2023 in die NATO führte. Die Lehre lautet also, schlussfolgert Ehrhart, dass es trotz der damit verbundenen großen Schmerzen sinnvoll sein könne, auf Gebiete zu verzichten, um das Überleben der Nation zu sichern und ihr so eine bessere Zukunft zu ermöglichen.
Der Gastbeitrag “Wunderwaffen sollen es richten” von Dr. Hans-Georg Ehrhart ist am 22. Februar 2024 in der Wochenzeitschrift der Freitag erschienen.