Spektakuläre Ransomware-Angriffe machten während der Pandemie Schlagzeilen und stehen für die wachsende Bedrohung durch Cyberkriminalität. Unter den Opfern finden sich vielfach Privatunternehmen, die aufgrund von Cyberangriffen den Betrieb einstellen und hohe wirtschaftliche Verluste erleiden mussten. Doch das ist nur die eine Seite der Medaille. Zunehmend sind auch öffentliche Einrichtungen und Dienste betroffen, so dass beispielsweise Sozialleistungen nicht ausgezahlt werden oder Krankenhäuser keine geplanten Behandlungen mehr durchführen können. Zwar bekennen sich Regierungen auf der ganzen Welt zur Bekämpfung der Cyberkriminalität, doch politische Differenzen und geopolitische Spannungen erschweren die Suche nach wirksamen multilateralen Lösungen.

Dieser Forschungsbericht befasst sich mit der Bedrohung, die Cyberkriminalität für Frieden und Sicherheit darstellt. Im Unterschied zu den wirtschaftlichen Aspekten ist diese Dimension von Cyberkriminalität bisher nur wenig beachtet worden. Wir untersuchen Hinweise darauf, dass Cyberkriminalität staatsinterne Konflikte verschärft, indem sie zum Beispiel die Kriegsökonomie anheizt oder den gesellschaftlichen Zusammenhalt untergräbt. Darüber hinaus machen wir auf internationale Eskalationspotentiale aufmerksam, die daraus entstehen, dass sich diverse kriminelle und nichtkriminelle Akteure oft derselben Methoden bedienen, wodurch das Risiko von Fehlperzeptionen wächst.

Viele Privatunternehmen und Expert*innen argumentieren, dass die Strafverfolgungsbehörden die Cyberkriminalität nicht wirksam bekämpfen können, was die Debatte über Cyber-Vigilantismus und Hack-Backs nach jedem größeren Cyberangriff wieder anheizt. Auch wenn große IT-Unternehmen über oft einzigartige Ressourcen verfügen, die Staaten zum Teil überlegen sind, hätte ein solches System der Selbsthilfe doch erhebliche Nachteile.  Insbesondere könnte es das Gewaltmonopol des Staates und die Rechtsstaatlichkeit gefährden. Ein internationaler Vertrag hingegen, wie er derzeit bei den Vereinten Nationen diskutiert wird, könnte ein wertvoller Schritt zur Eindämmung der Cyberkriminalität sein. Doch selbst dieser birgt gewisse Risiken, wie etwa den Missbrauch zur Verstärkung der innerstaatlichen Überwachung oder zur Unterdrückung der Opposition. Schließlich argumentieren die Autor:innen, wie wichtig es sei, gerade in Hinblick auf die Erforschung von Friedensrisiken verschiedene Wissensgrundlagen und Forschungsmethoden zu kombinieren, um bestehende Unsicherheiten zu reduzieren und zu wirksameren politischen Lösungen beizutragen.