Die Forschung am IFSH befasst sich mit der Suche nach gewaltfreien Auswegen aus nationalen und internationalen Krisen, Konflikten und Kriegen. Das seit 2020 laufende Projekt „doing peace!“ geht dabei neue Wege, in dem es gezielt mit Menschen, Institutionen und Einrichtungen außerhalb der Wissenschaft zusammenarbeitet. Im Mittelpunkt stehen dabei die Fragen: Wie gelingt Friedensaufbau von unten? Wie werden Friedensprozesse konkret vor Ort in Gang gesetzt und aufrechterhalten? Was sind die Bausteine guten Zusammenlebens nicht nur in Krisengebieten, sondern hier bei uns in Deutschland?
Im Rahmen dieses Projekts arbeiteten IFSH-Wissenschaftlerinnen insbesondere auch mit Geflüchteten und Menschen mit Migrationshintergrund zusammen. „Wir haben viel gelesen und erkennen Einiges. Aber wie es mit dem alltäglichen Frieden in der sozialen Wirklichkeit läuft, wussten wir noch nicht“, erklärt Dr. Anna Kreikemeyer. Gemeinsam mit Lea Brost leitete sie den Workshop „doing peace! Among and with Refugees“. „Wir wollten uns nicht auf unsere Erkenntnisse und Vorstellungen beschränken, sondern lernen, uns zu öffnen, zu schauen und zuzuhören, was Geflüchtete zu erzählen und zu sagen haben“, so Kreikemeyer weiter.
Sie und Lea Brost bekamen dabei Unterstützung von verschiedenen Projekten und Einrichtungen aus der Flüchtlingshilfe wie etwa dem Forschungsbüro für Soziale Innovationan der Universität Hamburg (ROSI), fördern & wohnen, Flüchtlingshilfe Kirchwerder, Basis und Woge e.V., BI Bildung & Integration Hamburg Süd, Migrantpolitan bei Kampnagel, um nur einige zu nennen. Mit ihrer Hilfe gelang es den beiden Forscherinnen, Kontakt zu Geflüchteten zu bekommen.
Eine Gruppe von etwa zehn Menschen aus der Ukraine, Syrien, dem Iran, der Türkei und Afghanistan wurde dann zu mehreren Treffen ins IFSH eingeladen. Anhand persönlicher Geschichten, Bildern und Fotos zeigten diese den Wissenschaftlerinnen, worum es beim „Frieden machen“ aus ihrer Sicht geht. Dabei erfuhren Anna Kreikemeyer und Lea Brost viel über die Lebenswirklichkeit der Geflüchteten. Sie hörten, wie anstrengend es sein kann, in einer permanent unsicheren Lage zu leben. Sei es, weil man kein eigenes Einkommen hat, oder weil man mit der ständigen Angst leben muss, abgeschoben zu werden. Sie hörten Geschichten von Heimweh, von kulturellen Differenzen im Gastgeberland, von bürokratischen Hürden und schier unüberwindbaren Sprachbarrieren.
In der Abschlusssitzung wurden die Ergebnisse der gemeinsamen Treffen vorgetragen. Dabei stellten einige Teilnehmer:innen ihre Erfahrungen und Wünsche für ein friedliches Zusammenleben visuell dar. Sie hatten kleine Social Media-Filme gedreht und Fotocollagen zusammengestellt oder hielten Kurzvorträge. So unterschiedlich die Migrationshintergründe und individuellen Erfahrungen der Teilnehmenden waren, bei der Diskussion, was die wichtigsten Bausteine für ein friedliches und sicheres Zusammenleben sind, waren die entscheidenden Faktoren schnell gefunden: in Rechtssicherheit und frei von wirtschaftlichen Nöten leben zu können, respektvoller Umgang, miteinander sprechen, gegenseitiges Kennenlernen, Offenheit, kulturelle Hürden und Vorurteile überwinden, gemeinsame Interessen ausloten. Co-Projektleiterin Lea Brost fasste die wichtigsten Schlagworte und Erkenntnisse zum Abschluss noch einmal zusammen. „Man kann Kriege nicht allein durch Diskussionen beenden, aber Diskussionen sind eine Grundlage für ein friedliches und respektvolles Miteinander“, schlussfolgerte die Friedensforscherin und übergab jedem der Teilnehmer:innen ein Zertifikat über die Teilnahme an dem Workshop.