Kicken in der Führungsakademie
Roland Kaestner, gelernter Fallschirmjäger und von 1989 bis 1991 Military Fellow am IFSH, hatte seinen Zugang zur Sporthalle der Führungsakademie der Bundeswehr genutzt, um eine kickende Mannschaft auf die Beine zu stellen. Nach meiner Rückkehr von einem halbjährigen Forschungsaufenthalt beim US-Congressional Research Service in Washington, DC erfuhr ich davon, stand vor dem Büro von Roland und begehrte Zugang zu den Kickern – schließlich hatte ich schon in der Grundschule mit den Jungs gekickt. Ich durfte.
Auch Reinhard Mutz, Götz Neuneck und Hans-Georg Ehrhart waren dabei, Hans-Georg und Götz waren begnadete Dribbler. Einmal spielten wir gegen Offiziere der Bundeswehr und erhofften uns vom IFSH lautstarke Verstärkung. Egon Bahr war mitgekommen, saß wie alle unsere Fans auf der Tribüne und feuerte uns an. Er entdeckte mich unter den Kickenden und fragte seine Nachbarn: „Wie nennt ihr sie, Megi?“ „Megi, Megi!“ rief er, sagte Dinge wie „Die läuft ja immer noch“, und als ich einen Ball unter mir begrub und nicht weichen wollte, schüttelte er sich aus vor Lachen. Eine Frau darf man als Offizier ja nicht in die Rippen kicken – das nutzte ich schamlos aus.
Am nächsten Tag im Institut kam er mir im ersten Stock mit ausgestreckter Hand entgegen und sagte herzlich: „Megi!". Es sah so aus, als habe er mich erst als Kickerin so richtig wahrgenommen und längst vergessen, dass ich früher einmal Protokoll bei den IFSH/IPW-Treffen geführt hatte. Seither hatte ich einen kleinen Stein bei ihm im Brett. Bei so manchem Stress mit seinem Stellvertreter hielt er seine schützende Hand über mich. Wozu Kicken nicht alles gut ist…