„Nuklearwaffen sind für die globale Sicherheit das, was fossile Brennstoffe für eine umweltfreundliche Wirtschaft sind: ein kostspieliges Erbe vergangener Generationen, das die Bemühungen um Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit langfristig vereitelt“, argumentieren die IFSH-Wissenschaftler:innen Franziska Stärk und Dr. Ulrich Kühn. Sie bezeichnen die globale nukleare Ordnung daher als ungerecht gegenüber zukünftigen Generationen.
In einem neuen Forum des Bullletin of Atomic Scientists führten Franziska Stärk und Dr. Ulrich Kühn ihre Forderung nach einer kritischen Reflexion über vergangene, gegenwärtige und zukünftige nukleare Ungerechtigkeiten weiter fort. Ziel war es, die Schnittstellen zwischen wissenschaftlichen Disziplinen und sozialen Bewegungen auszuloten. Sie luden dafür vier Wissenschaftler:innen, Praktiker:innen und Abrüstungsaktivist:innen zum Forum ein. Diese sollten die Leitlinien für eine fruchtbare Forschungsagenda zu nuklearer Ungerechtigkeit skizzieren.
Die Wissenschaftlerin Rebecca Gibbons betonte, wie wichtig es sei, diejenigen in die Diskussion einzubeziehen, die durch vergangenes nukleares Unrecht am meisten belastet seien wie die Menschen auf den Marshall-Inseln. Der Diplomat Alexander Kmentt hob den Atomwaffenverbotsvertrag als nützliches Instrument zum Umgang mit nuklearer Ungerechtigkeit hervor. Der Wissenschaftler Benoît Pelopidas warnte davor, dass eine Betrachtung nuklearer Ungerechtigkeit Argumente für Atomwaffen stärken könnte, wenn sie auf einer konservativen Lesart der nuklearen Abschreckung beruhte. Die Aktivistin Mari Faines betrachtete die Auswirkungen von Kolonialismus, der Vorherrschaft der Weißen ("white supremacy") und von Rassismus auf die Atomwaffenpolitik.
Stärk und Kühn kamen mit Blick auf die Argumente der Autor:innen zu dem Schluss, dass nukleare Ungerechtigkeit zu einer transformativen Agenda werden muss, damit künftige Generationen nicht eine ungerechte und unhaltbare Sicherheitsarchitektur erben.
Sie finden das Forum im englischsprachigen Bulletin of Atomic Scientists hier.