In ihrem Sammelbandbeitrag diskutieren Dr. Hendrik Hegemann und Dr. Holger Niemann das Potenzial partizipativer, lokaler Forschung für das Feld Frieden und Sicherheit.
Aktivitäten des Wissenstransfers haben für die Friedens- und Sicherheitsforschung seit Langem große Bedeutung. In Zeiten, die von vielen Menschen als unsicher und krisenhaft wahrgenommen werden, steigt auch hier der Bedarf nach Orientierung durch wissenschaftliche Expertise weiter. Gleichzeitig werden Sicherheit und Frieden vermehrt Gegenstand kontroverser und zunehmend zugespitzter öffentlicher Diskussionen. Themen wie die Folgen des Klimawandels, der Umgang mit gesellschaftlicher Polarisierung oder die Auswirkungen des russischen Kriegs in der Ukraine betreffen zudem direkt das Alltagsleben und die persönlichen Lebensstile vieler Menschen.
Die Autoren argumentieren, dass Forschung zu Frieden und Sicherheit unter diesen sich wandelnden Bedingungen neue Formen der Entwicklung und Bereitstellung von „Orientierungswissen“ erproben muss, um seine politische und vor allem gesellschaftliche Relevanz zu sichern. Sie sollte vor allem Politik und Gesellschaft dazu befähigen, reflektiert mit Ungewissheiten umzugehen und politische Konflikte konstruktiv auszutragen. Es geht nicht nur um den Transfer vorhandenen Wissens in die Gesellschaft, sondern auch darum, in den Austausch mit der Gesellschaft zu treten und sie aktiv in den Forschungsprozess einzubinden. Der Schritt vom Transfer zur Partizipation beinhaltet methodische und inhaltliche Herausforderungen und garantiert dabei nicht automatisch Erfolg. Er verspricht aber neue Einsichten und spannende Möglichkeiten, die allemal einen Versuch wert sind.
Der Beitrag ist Teil eines Sammelbandes zur politischen und gesellschaftlichen Relevanz der Politikwissenschaft, der auf eine Tagung der Deutschen Vereinigung für Politikwissenschaft in Frankfurt zu diesem Thema zurückgeht. Zudem knüpft er an das aktuelle IFSH-Forschungsprogramm „doing peace!“ an.
Hegemann, Hendrik, Holger Niemann. 2022. Vom Transfer zur Partizipation? Die gesellschaftliche Relevanz der Friedens- und Sicherheitsforschung unter neuen Bedingungen. In: Wie relevant ist die Politikwissenschaft? Wissenstransfer und gesellschaftliche Wirkung von Forschung und Lehre, hrsg. von Wolfgang Bergem, Helmar Schöne, 231-248. Wiesbaden: Springer VS. DOI: 10.1007/978-3-658-35414-5_14.