Auch mehr als 20 Jahre nach den Anschlägen vom 11. September stellt der islamistische Terrorismus ein Sicherheitsrisiko dar. Seit drei Jahren untersuchen IFSH-Wissenschaftler:innen gemeinsam mit Kolleg:innen vom Peace Research Institute Frankfurt - Leibniz-Institut für Friedens- und Konfliktforschung (PRIF), wie Politik, Gesellschaft und Sicherheitsbehörden seit 2001 auf die Bedrohungen durch den radikalen Islam reagiert haben. Das Projekt „Konfigurationen von gesellschaftlichen und politischen Praktiken im Umgang mit dem radikalen Islam“, kurz KURI, wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert. Im Gespräch mit dem Ministerium berichtet Projektleiter PD Dr. Martin Kahl über die bisherigen wissenschaftlichen Ergebnisse des Projekts und wie diese Erkenntnisse ihren Weg in die Politik finden.
Zu Beginn des Interviews beschreibt Martin Kahl zunächst die veränderte Problemwahrnehmung der Politik. Diese habe sich vorerst auf den international organisierten islamistischen Terrorismus fokussiert. Zunächst sei es vor allem um die bessere Zusammenarbeit der Sicherheitsbehörden, das frühzeitige Erkennen verdächtiger Personen und Maßnahmen gegen Terrorfinanzierung gegangen. Zudem gab es Änderungen im Staatsangehörigkeits-, Asyl- und Aufenthaltsrecht. Erst in den vergangenen Jahren sei zunehmend auch die Frage nach der Terrorismus- und Extremismusprävention in den Fokus gerückt.
Islamistisch motivierter Terrorismus, radikaler Islam oder Islamismus?
Auch auf die Frage nach der richtigen Benennung des Phänomens geht Kahl im Interview ein und stellt die Ergebnisse des kürzlich erschienenen Research Report "Islamismus und islamistischer Terrorismus in Deutschland seit 2001“ vor. Unter anderem zeigt Projektleiter Kahl die islamistischen Aktivitäten in Deutschland auf. Auch wenn in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern nur wenige Anschläge gelangen, habe es trotzdem eine hohe Anzahl von Anschlagsversuchen gegeben. Die Täter seien hochmotiviert, aber wenig versiert bei der Umsetzung ihrer Pläne gewesen, so Kahl. Bei vielen von ihnen sei neben ihrer islamistischen Motivation auch eine psychische Erkrankung festgestellt worden.
Doch was passiert mit den Erkenntnissen der Wissenschaft? Die Ergebnisse trage man anschließend in die Politik, betont Dr. Martin Kahl im Interview. Der Wissenschaftler und sein Team stünden im engen Austausch mit Entscheidungsträger:innen in Politik, Verwaltung, Sicherheitsbehörden und Präventionseinrichtungen, so der Friedensforscher.
Das ausführliche Interview „Zwischen Prävention und Sanktion: Wie mit radikalem Islam umgehen?“ vom 15.08.23 finden Sie auf der Webseite des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF).